Für die Anreise nach Spanien lasse ich mir Zeit und mache einen Abstecher durch die Tarnschlucht in den Cevennen. Ich genieße den Luxus der Zeit und fahre ausschließlich auf Mautfreien Strecken. Das bringt viele neue Wege, aber auch teure Gefahren mit sich. Die französische Kulanz für Geschwindigkeitsüberschreitungen ist genau 0 km/h! Ab km 1 kostet es und Blitzer gibt’s genug. Aber wie sagte mein Fahrlehrer Michi? „Geschwindigkeit halten ist reine Körperbeherrschung.“ Das gilt in Frankreich auch dann, wenn man über 30 Minuten nur noch das Wort „SCANIA“ im Rückspiegel sehen kann.
Frühstück bei Sonnenaufgang. Bereits lange vor Sonnenaufgang bin ich von meinem Schlafplatz weiter gefahren. An einem Parkplatz entlang der Straße wurde gefrühstückt. Ein französischer Postwagen begrüßt mich mit Hupen.
Je weiter man in Richtung des Zentralmassivs kommt, desto ländlicher und einsamer wird die Gegend. Und so erreichte ich am 2. Tag den Mont Lozère und übernachtete (Nacht 24 im Bus) bei 7 Grad auf 1400 Höhenmetern.
Am nächsten Morgen zeigten die Cevennen wofür sie bekannt waren. Ein eisiger Wind schlug mir entgegen und eine Gegend sah aus, als ob ein Riese mit Steinen um sich geworfen hatte.
Schroffe Landschaft und eisiger Wind. Nach der kurzen Abfahrt in die Tarnschlucht wird mit schnell der Grund dieses Abstechers in die Cevennen klar. Die Tarnschlucht ist ein MUSS für Freunde atemberaubender Landschaften und enger Straßen. Jetzt im Oktober sind die großen Touristenschwärme weg und so findet man überall Platz zum Innehalten.
Für mich war hier der Ort, an dem das Ankommen begonnen hat. Wochen vorher habe ich mir diesen Ort und die Strecke angeschaut. Ich wurde nicht enttäuscht. Obwohl der Bus sicher ein idealer Reisepartner ist, wünscht man sich auf solchen Strecken schon auch eine alte Honda.
Es wäre eine Sünde auch nur eines der Dörfer an dieser Strecke auszulassen und so verbummele ich den Tag mit fahren, anhalten und Dörfer anschauen.
Bei der Auffahrt zum Aussichtspunkt Le Saltadou umschwirren mich einige der zahlreichen Geier der Schlucht und kreisen nur wenige Meter über meinem Bus. Ob das ein schlechtes Omen ist?
6 Grad am Morgen, hatte ich schon erwähnt, dass ich keine Standheizung im Bus habe? Frühstück mit Handschuhen. Also tingele ich langsam durch die Schlucht weiter und beschließe die, jetzt doch spürbaren Oktobertemperaturen hinter mir zu lassen und erstmal Land zu gewinnen. Seit dem Morgen leuchtet das Kontrolllicht für die Lambdasonde am Bus. Ob die Geier das schon am Vortag wussten? Eine kurze Whatsapp mit dem Mechaniker meines Vertrauens. „Wenn der Motor normal läuft, fahr weiter“ Gut! Wenn Manni das sagt – Manni irrt sich nie! Also Gas geben auf den Weg nach Süden.