Calle de la Libertad - 17 Pantà de Sau
Ein Highlight auf dieser Reise auf das ich mich schon sehr lange freue. Schon lange vor Sonnenaufgang war ich am Mirador. Es war richtig kalt. Oben am Mirador habe ich geparkt, mein Klapprad ist schon fertig zur Abfahrt. Es wird 200 Höhenmeter nach unten gehen und danach wieder 200 hoch. Mit einer, wärmenden Tasse in der Hand stehe ich da und beobachte die Einsamkeit, die Stille und das Farbenspiel, das die aufgehende Sonne an den Himmel zaubert. So müssen sich die Indianer gefühlt haben, die in den Wüsten von Arizona… Ne! Da ist es wärmer und die hatten keinen Kaffee! 🙂
Der Ausblick, als die Sonne langsam aufging, war als, wenn der Vorhang zu einer Theateraufführung aufgeht, auf die man sich schon lange gefreut hat.
In diesem Jahr gibt es nicht viel Wasser in der Gegend. Der Wasserspiegel des Pantà de Sau ist viel niedriger als er sein sollte. Die überschwemmten Dörfer kommen wieder zum Vorschein und gegen ein bizarres Bild ab.
Der See ist eine der wesentlichen Wasserquellen Kataloniens und er ist beängstigend leer. An dem Morgen als ich da war, waren 2 Fischer da und fischten. Ich habe mich kurz mit ihnen unterhalten. Sie waren Touristen aus China. Grade haben sie einen großen Fisch rausgeholt. Für mich war die ganze Szene etwas unheimlich. So inmitten der Ruinen, an einem fast leeren Wasserspeicher, ringsum nur Steine, stehen zwei, in dicke Jacken gehüllte, Menschen, fischen den (letzten?) Fisch aus dem See und tragen ihn in einem Sack aus Plastik weg.
1962 wurde der Stausee Pantà de Sau fertig. Einige Dörfer wurden dabei umgesiedelt. Im Hintergrund der sagenhafte Anblick der Cingles de Tavertet. Irgendwann vor Jahren habe ich zufällig davon ein Bild gesehen und da war sofort klar, dass ich hierherkommen muss. Diese ganze Gegend ist völlig unterbewertet. Es ist definitiv ein Wandergebiet mit 5 dicken Sternen.
Die Staumauer ist beeindruckend. Wenn man oben steht, kribbelt es im Bauch. Von der Seite kann man die verschiedenen Wasserstände gut erkennen. So schaut meine Kaffeetasse aus, wenn ich vergesse zu trinken. In der fast völligen Einsamkeit hier kann hat man genug Zeit, um über den Wasserverbrauch in den Touristenhochburgen an der Küste, aber auch in der intensiven Landwirtschaft nachzudenken.
Auf der Nordseite des Sees, oder was grade übrig ist, ist ein kleines Freizeitgelände. Parkplätze, Bootsvermietung … Alle Aktivitäten mussten inzwischen eingestellt werden. Statt dessen wird die Kirche von Sant Romà de Sau aus dem 10. Jahrhundert, zum Hingucker, weil sie jetzt wieder komplett trocken ist. Hier kann man den Wasserstand gut erkennen. Bei normalem Stauziel ragt der Turm gerade mal noch 2 Meter aus dem Wasser heraus.
Auch die umliegenden Häuser sind wieder sichtbar und sogar der Friedhof ist wieder trocken.
Warum die Gegend um den Pantà de Sau, bei Touristen, so unbekannt ist, kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für aktive Menschen, Wanderwege und dazu kostenlos Einsamkeit und Abenteuer. Aber vielleicht ist es gerade das. Eine Postkarte aus USA mit Pauschalreise zu einem Berg, an dem sich Tausende drängeln, macht eben, bei den Nachbarn, mehr Eindruck als Urlaub in Spanien und dann nicht mal am Meer sein! 😉 Und genau genommen ist es schon ok, wenn es, so wie hier, noch Orte der Einsamkeit und Stille gibt!